Johanna Selch: Ein Kunstagent König Ludwigs I. von Bayern
Johann Martin von Wagner in Rom
15.02.2024
Johann Martin von Wagner lebte zwischen 1804 und 1858 in Rom und war dort seit 1810 Kunstagent für den bayerischen König Ludwig I. tätig. Er betreute die bayerischen Künstler, die in der europäischen Kunststadt Rom lernten und arbeiteten, gab Kunstwerke in Auftrag und kaufte Kunst und Antiken auf dem so schwierigen und vielschichtigen Kunstmarkt. Über die Jahre hinweg wurde er zu einem profunden Kenner der Stadt, seiner Bewohner und der weit über Rom hinausgehenden Kunstszene.
Die Dissertation zeichnet nach, wie Wagners Tätigkeit in die Politik des kunstenthusiastischen Herrschers eingebettet war und wie sich seine Position im Laufe von fast fünfzig Jahren als Kunstagent entwickelte. Wagners einzelne Aufgabenfelder werden detailliert dokumentiert und analysiert, um am Ende in einen Vergleich mit den großen Kunstagenten vor und während seiner Zeit zu münden. Damit leistet die Studie einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Kunstpolitik Ludwigs I. von Bayern.
Die Rolle des Kunstagenten lässt sich an europäischen Höfen seit der Renaissance nachweisen. Nach den Anfängen in Italien bildeten sich auch in Deutschland zahlreiche Erscheinungsbilder aus: von kleinen Rädchen im großen System der polnisch-sächsischen Könige August II. und August III. bis hin zu Generalisten wie Friedrich Reiffenstein, der vielen Herrschern diente. Auch für die bayerischen Herzöge kauften zahlreiche Koryphäen in Italien Kunst, beispielsweise Jacopo Strada oder Philipp Hainhofer. Die vorliegende Arbeit fächert das Tätigkeitsfeld von Kunstagenten durch die Epochen auf, stellt die verschiedenen Spielarten dieser Funktion vor und verdeutlicht die Gemeinsamkeiten, etwa ein Netzwerk, das für jeden Kunsteinkäufer nötig war, um zu reüssieren.
Johanna Selch, Ein Kunstagent König Ludwigs I. von Bayern. Johann Martin von Wagner in Rom (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 177), München 2023. (ISBN 978-3-406-10792-4)