Bayerische Geschichte
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Forschungsschwerpunkte

Adel und Klöster im Hochmittelalter in Bayern

Gesellschaft und Herrschaftsentwicklung Bayerns werden mit Blick auf die Wechselbeziehungen zwischen Adel und Klöstern untersucht. Dabei soll weniger den vielfach beachteten großen Adelsgeschlechtern wie den Andechsern, Welfen und Wittelsbachern Aufmerksamkeit zuteil werden als den kleineren Adelsfamilien, die unter anderem einen beachtlichen Anteil an der Klostergründungswelle des 11. und 12. Jahrhunderts hatten. Für entsprechende Forschungen bieten die in den letzten Jahrzehnten neu herausgegebenen Traditionsbücher, Urkunden und Urbare der bayerischen Klöster wichtige Quellen. Außerdem wurden durch die Arbeiten zum Historischen Atlas von Bayern wichtige Grundlagen in der Forschung geschaffen.

Politik- und Staatsverständnis in der Epoche des Absolutismus vor dem Hintergrund wittelsbachisch-bayerischer Ambitionen in Europa

Mit dem Titel "Mundus christiano bavaro politicus" verfaßte Franz Caspar von Schmid im Jahr 1711 vier umfangreiche Traktate, die sich erstens mit dem Fürsten, zweitens mit dem Leitenden Minister, drittens mit dem General und viertens mit dem Gesandten beschäftigen. Als Mitglied der kurbayerischen Ratsgremien und Sohn des Leiters der bayerischen Politik in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entpuppt sich der Autor nicht nur als ein intimer Kenner der politischen Ambitionen der Wittelsbacher Fürsten sowie der Führungsschichten des Landes, sondern ist auch über Kurbayern hinaus im hohen Maße vertraut mit dem politischen System des Reiches wie auch Europas. Sein intellektueller Horizont spannt sich auf zwischen späthumanistischem und frühaufklärerischem Bildungs- und Wissenskanon der Zeit. Vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte und Politik in der Umbruchsphase des spanischen Erbfolgekrieges und im Vergleich mit anderen europäischen Staaten reflektiert von Schmid die Rolle des Hauses Wittelsbach, die Politik Kurfürst Max Emanuels, seiner Minister, Generäle und Gesandten.
Eine Edition des "Mundus christiano bavaro politicus" ist in Zusammenarbeit mit der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Vorbereitung.

Gesellschaft, Hof, Politik im Fürstentum Pfalz-Neuburg

1505 wurde das Fürstentum Pfalz-Neuburg geschaffen. Für das fünfhundertjährige Jubiläum im Jahr 2005 ist eine Landesausstellung über die Geschichte des Fürstentums geplant. Mit verschiedenen Forschungen zu Gesellschaft und Hof des Fürstentums sollen Grundlagen für die Jubiläumsveranstaltungen geschaffen werden. Abgeschlossen und 2004 im Druck erschienen ist der Band "Neuburg" des Historischen Atlas von Bayern. In Druckvorbereitung befindet sich eine Edition von Einwohnerverzeichnissen der Residenz- und Bürgerstadt Neuburg (1611-1613). Abgeschlossen ist eine Arbeit über die Politik Pfalz-Neuburgs im Bayerischen Reichskreis im Dreißigjährigen Krieg. Eine ausführliche Bibliographie über das Fürstentum Pfalz-Neuburg ist seit Anfang 2000 im Internet abrufbar. Die Residenzenkommission der Göttinger Akademie der Wissenschaften hat in Verbindung mit dem DHI Paris 2002 ihre Tagung in Neuburg a.d. Donau abgehalten. Die Forschungen zur Geschichte Pfalz-Neuburgs werden von der Stadt Neuburg u.a. durch Promotionsstipendien und Druckkostenzuschüsse, außerdem durch die Maximiliana-Kocher-Stiftung unterstützt.

Mittelstaatliche Außenpolitik in der Frühen Neuzeit

Ziel der Forschungen ist es, die Außen- und Reichspolitik Kurbayerns im 18. Jahrhundert näher zu erforschen und darüber hinaus vertiefte Einsichten in die Konzeptionen, Instrumentarien, Methoden, Probleme, Grenzen und Möglichkeiten mittelstaatlicher Außenpolitik zu gewinnen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht derzeit die Edition von Gesandtschaftsberichten des kaiserlichen Gesandten in München, von Lehrbach und des Salzburgischen Gesandten v. Kleinmayr während des Bayerischen Erbfolgekrieges 1778/79. Ediert wird außerdem das Tagebuch eines Mitgliedes (Goldhagen) der pfalzbayerischen Vertretung beim Friedenskongreß von Teschen 1779. Zu diesem Forschungsprojekt trägt auch die Arbeit am oben genannten "Mundus christiano bavaro politicus" bei. Die Edition der kaiserlichen Gesandtschaftsberichte wird von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften finanziert. Die Edition der Salzburgischen Berichte fördert die Maximilian-Bickhoff-Stiftung, die des Goldhagen Tagebuches die Jungmann-Stiftung.

Soziale Verhältnisse in Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Spiegel der Akten zu Ehe- und Ansässigmachung

Für die Zeit vor der amtlichen Statistik in Bayern bieten die Akten zu Ehe- und Ansässigmachung einen vielschichtigen Einblick in die sozialen Verhältnisse in Bayern. Für den südbayerischen Raum ist ein großer Teil der Akten als Auslagerung des Staatsarchives München auf der Willibaldsburg in Eichstätt archiviert. Dieser Bestand sollen durch regionale Fallstudien erschlossen und ausgewertet werden. Bislang wurden Arbeiten über soziale Verhältnisse im Landgericht Weilheim sowie im Landgericht Starnberg abgeschlossen.

Die Erinnerungen von Gustav von Kahr

Gustav von Kahr (1862-1934) war als Regierungspräsident von Oberbayern, Ministerpräsident und Generalstaatskommissar einer der Hauptverantwortlichen der bayerischen Politik in den Jahren von 1918 bis 1923. Von 1925 bis 1928 hat er Erinnerungen verfaßt, die seinen Werdegang über Herkunft, Studium dann besonders in der bayerischen Staatsverwaltung widerspiegeln. Staatsverwaltung, Politik, Gesellschaft und Kultur in München und Bayern bis 1918 bilden einen Schwerpunkt der Erinnerungen Kahrs, der maßgeblich für die „Ordnungszelle Bayern“ verantwortlich ist. Einen weiteren Schwerpunkt der Memoiren, die für die Jahre 1919/1920 Lücken aufweisen, bildet die Darstellung von Politik und Gesellschaft in München der Jahre 1921 bis 1923. Sie dokumentieren unter anderem die politische Rolle Bayerns in den ersten Jahren der Weimarer Republik, die Reaktion der alten Eliten auf Revolution und Räterepublik 1918/1919, den Aufstieg Hitlers und der NS-Bewegung und den Hitler-Putsch. Die Memoiren Gustav von Kahrs werden zur Edition vorbereitet.

Das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten im politischen System und der politischen Kultur Bayerns 1918-1978

Obwohl die Ministerpräsidenten ohne Zweifel die bekanntesten Repräsentanten der Länderstaatlichkeit sind und auch in beachtlichem Maße bundespolitischen Einfluß nehmen, wurde die historische Entwicklung und politische Bedeutung des Amtes in der Regel nur unter staatsrechtlichen oder biographischen Aspekten erforscht. Ziel des Forschungsprojektes ist es, darüberhinaus den Stellenwert des Ministerpräsidentenamtes im politischen System und in der politischen Kultur Bayerns und auch den bundespolitischen Stellenwert vergleichend zu erforschen.
Bislang wurden abgeschlossen: Arbeiten zum Repräsentationsstil Bayerischer Ministerpräsidenten, zur Entstehung der Presseabteilung beim Ministerpräsidenten, zur Entwicklung des Ministerpräsidentenamtes im Lichte der Geschäftsordnungen der Staatsregierung (Kratzer, 2003) und eine politische Teilbiographie zu Alfons Goppel (Friemberger, 2002). In Bearbeitung ist eine Studie zu den Repräsentationsformen der bayerischen Ministerpräsidenten der Nachkriegszeit sowie ein Sammelband zu den bayerischen Ministerpräsidenten und die Edition autobiographischer Aufzeichnungen von Ministerpräsident Alfons Goppel.

Die Bayerischen Ministerratsprotokolle 1919-1936

Die Protokolle des bayerischen Ministerrates sind eine herausragende Quelle zur Geschichte der Zwischenkriegsjahre in Bayern. Die Edition der Protokolle wird von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt, Projektleiter sind Prof. Ferdinand Kramer, Prof. H. Rumschöttel und Prof. W. Ziegler.