Das ludovicianische München im Wandel der Zeit: Podcast
Die Überformung der kurfürstlichen Residenzstadt München zur königlichen Hauptstadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht in weiten Teilen auf die Ideen und Ziele des bayerischen Kronprinzen und späteren Königs Ludwig I. zurück.
Im „Neuen München“ manifestierte sich baulich der kulturelle Repräsentationsanspruch des 1806 zum Königreich erhobenen Bayern. Auch heute noch prägen die von Ludwig initiierten Prachtstraßen, die Residenzbauten und Kirchen, die Bildungsorte wie die Universität, die Staatsbibliothek, die Museen, das Odeon sowie die damals errichteten Denkmäler wesentlich das Erscheinungsbild Münchens.
Allerdings haben die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und städtebauliche Maßnahmen vor allem in den ersten Nachkriegsjahrzehnten, zum Teil aber bis in die Gegenwart hinein, massiv in den ludovicianischen Baubestand eingegriffen und diesen zum Teil dramatisch verändert. An sieben Abenden zwischen dem 19. April 2012 und dem 14. Juni 2012 standen gezielt einzelne Aspekte der ludovicianischen Kunst- und Kulturpolitik und vor allem auch das Spannungsverhältnis zwischen ursprünglichem und heutigem Erscheinungsbild Münchens im Zentrum mehrerer Vorträge. Um ein besseres historisches Verständnis der Hörer der Vortragsreihe und damit der Öffentlichkeit für die ursprüngliche Baugestalt und ihre Veränderungen, für Notwendigkeiten und Motive der jeweiligen Akteure – von Ludwig I. bis hin zu den Architekten und leitenden staatlichen Stellen für den Wiederaufbau – zu erreichen, wurden die Vorträge in situ, also an den jeweiligen Schauplätzen, gehalten. Es wurden sechs Orte in München ausgewählt, die der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Hubert Glaser mit Frau PD Dr. Hannelore Putz, Frau Dr. Friedegund Freitag und Herr Dr. des. Jörg Zedler besonders aussagekräftig für das Thema der Vorlesungsreihe erschienen.
Glyptothek
19. April 2012
Bildquelle und Rechte: Staatliche Antikensammlung und Glyptothek
Gerade am Beispiel des ersten Museumsbaus im 19. Jahrhundert in München, der in Europa als wegweisend wahrgenommen wurde, können die ursprüngliche Konzeption und die bewussten Veränderungen nach 1945 sehr gut nachgezeichnet werden; auch ermöglicht hier ein Vortrag zur Sammlungsgeschichte den Blick auf die Verbindungen Bayerns zum europäischen Kunstmarkt und gleichzeitig auf die sich in der wachsenden Sammlung repräsentierende kulturelle Repräsentation des Königreichs.
Dr. Friedegund Freitag:
"Ein Kunstagent in Rom wird für Baiern mehr Nutzen bringen, als ein Handelsagent in Neapel" – Antikenerwerbungen im Auftrag Kronprinz Ludwigs
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Prof. Dr. Raimund Wünsche
"Visionen der Antike" – Der Wandel der Glyptothek
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Alte Pinakothek
26. April 2012
Bildquelle und Rechte: Bayerische Staatsgemäldesammlung
Am Beispiel der Loggien werden die Bemühungen Klenzes erläutert, Kunstgeschichte im Museum lebendig zu machen. Die elementaren Veränderungen am und im Gebäude nach 1945 führen zu einer völligen Neukonzeption der Galerie und damit zu einer neuen funktionalen Erschließung des Gebäudes.
Dr. Andreas Schumacher:
"Ich habe den König von der Mahlerei in meinen Händen" - Ludwigs Erwerbungen italienischer Gemälde
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Prof. Dr. Frank Büttner:
Einführung in den heiligen Hain der Kunst. Die Fresken nach Entwürfen von Peter v. Cornelius im Loggienganz der Pinakothek
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Festsaalbau der Residenz
3. Mai 2012
Bildquelle und Rechte: Bayerische Schlösserverwaltung
Der Festsaalbau der Residenz ist das Herz der monarchischen Repräsentation des 19. Jahrhunderts. Hier werden die ludovicianischen Konzepte und dazu kontrastierend die Überlegungen, die beim Wiederaufbau die Reste der ursprünglichen Innengestaltung vernichteten, vorgestellt und gedeutet.
Dr. Johannes Erichsen
Nachruf auf ein Monument: Der Festsaalbau der Münchner Residenz
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Odeon
10. Mai 2011
Bildquelle und Rechte: Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Inneren
Heute gehört das Odeon zum Bayerischen Staatsministeriums des Innern. Die Vorträge widmen sich einerseits der Baugeschichte mit all ihren Brüchen vom Konzertsaal zum Ministeriumssitz und andererseits der denkmalpolitischen Sinnstiftung Ludwig I. am Odeonsplatz und in der Ludwigstraße.
PD Dr. Hannelore Putz:
Von der Feldherrnhalle bis zum Siegestor - Sinnstiftungen und Umdeutungen ludovicianischer Denkmäler
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Dipl.-Ing. Kurt Bachmann:
Das Odeon: Vom Konzertsaal zum Verwaltungsbau - eine wechselvolle Geschichte
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St. Bonifaz
24. Mai 2012,
Bildquelle und Rechte: Abtei St. Bonifaz
Die Verbindung zwischen Staat und Kirche, Ludwig I. und der Klosterpolitik sowie das Verhältnis Bayerns zum Vatikan stehen hier neben der Baugeschichte im Zentrum.
Prof. Dr. Hans-Michael Körner:
"Seid fromm; hierin ist alles Gute enthalten." - König Ludwig I. und seine Kirche
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Dr. des. Jörg Zedler:
"rispondere Negativamente" - Die Konfrontation zwischen Kurie und König um die Grablege Königin Thereses in der Abteikirche St. Bonifaz
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Bayerische Staatsbibliothek
31. Mai 2012
Bildquelle und Rechte:Bayerische Staatsbibliothek
Den Abschluss der Vorträge bildete die Veranstaltung in der Bayerischen Staatsbibliothek. Dabei wurden die Baugeschichte bis hin zu den rehistorisierenden Maßnahmen der letzten Jahre und die Ludwigstraße als Ort der Bildung sichtbar gemacht.
Dr. Claudius Stein:
Die Ludwigstraße als Ort der Bildung am Beispiel des Herzoglichen Georgianums
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Dipl.-Bibl. Annemarie Kaindl M.A.:
"Nicht nur für den gegenwärtigen Bedarf, sondern für den von Jahrhunderten..." - Der Bibliotheksbau in der Ludwigstraße
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Podiumsdiskussion
14. Juni 2012
Die Grundfrage der Reihe, wie viel „Ludwig“ nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, dem Wiederaufbau und den städtebaulichen Veränderungen der bundesrepublikanischen Zeit überhaupt noch im „ludovicianischen München“ steckt, bildete den Tenor der Podiumsdiskussion in der Universität. Welche Relevanz hat das architektonische Erbe für die Denkmalpflege? Wie verträgt es sich mit den notwendigen Neubauten einer prosperierenden Landeshauptstadt und wie gehen die Städteplaner in Stadt, Staat und Kirche mit den Anforderungen um, die die gegenwärtige Stadtentwicklung einerseits und die Schutzwürdigkeit des historischen Erbes andererseits an sie stellen?